Bundesbank Vortrag

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Am 29. Januar 2025 hielt Markus Schiller, Bundesbankdirektor und Leiter der Filiale Nürnberg, einen informativen Vortrag an unserer Schule. Dabei erklärte er anschaulich die Mechanismen der Geldpolitik und deren Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft. Zudem ging er auf aktuelle Herausforderungen ein und diskutierte mit den Schülern über die Rolle der EZB in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten.

 

Die Geldpolitik des Eurosystems wird durch die EZB und die nationalen Zentralbanken der Eurozone gestaltet, wobei die Bundesbank in Deutschland eine zentrale Rolle einnimmt. Ziel ist die Wahrung der Preisstabilität, definiert als mittelfristige Inflationsrate von 2 %, um sowohl Inflation als auch Deflation zu vermeiden. Eine Inflationsrate von 2 % statt 0 % schafft eine Sicherheitsmarge gegen Deflation und ermöglicht es der EZB, wirtschaftliche Schocks abzufedern. Inflation mindert die Kaufkraft der Sparer und belastet Gläubiger, während Deflation zu sinkender Nachfrage, rückläufigen Investitionen und steigender Arbeitslosigkeit führen kann.

 

Zur Steuerung der Geldmenge nutzt die EZB verschiedene Instrumente. Der wichtigste Mechanismus ist die Leitzinsensteuerung, die Kreditvergabe und Nachfrage beeinflusst. Offenmarktgeschäfte ermöglichen den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren zur Steuerung der Liquidität im Finanzsystem. Zudem stehen Banken ständige Fazilitäten zur kurzfristigen Liquiditätsaufnahme oder -anlage zur Verfügung. Die Mindestreservepflicht zwingt Kreditinstitute, einen Teil ihrer Einlagen bei der Zentralbank zu halten, um die Geldmenge zu regulieren. Diese Maßnahmen wirken über den monetären Transmissionsmechanismus und beeinflussen Banken, Unternehmen und Verbraucher.

 

In den letzten Jahren war die Geldpolitik durch verschiedene Krisen geprägt. Während der globalen Finanzkrise (2007–2009) ergriff die EZB umfangreiche Liquiditätsmaßnahmen, um das Finanzsystem zu stabilisieren. In der darauffolgenden Staatsschuldenkrise (2010–2012) kaufte sie Staatsanleihen hochverschuldeter Länder, um deren Refinanzierungskosten zu senken. Die Covid-19-Pandemie führte zu massiven wirtschaftlichen Verwerfungen, auf die die EZB mit Notfallprogrammen wie dem Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) reagierte, um Kreditversorgung und Liquidität sicherzustellen.

 

Der jüngste starke Inflationsanstieg, insbesondere durch steigende Energiepreise und geopolitische Unsicherheiten verursacht, hat die Geldpolitik seit 2022 maßgeblich beeinflusst. Die EZB erhöhte die Leitzinsen auf 4,5 % und leitete den Ausstieg aus Anleihekaufprogrammen wie dem Asset Purchase Programme (APP) ein, um den Inflationsdruck zu senken. Die künftige Geldpolitik muss eine stabile Inflation von 2 % anstreben und dabei neue Herausforderungen wie Deglobalisierung, Digitalisierung und Klimawandel berücksichtigen. Deglobalisierung kann Handelsbeziehungen erschweren und Produktionskosten erhöhen. Digitalisierung verändert den Zahlungsverkehr und stellt regulatorische Anforderungen, insbesondere im Hinblick auf einen möglichen digitalen Euro. Der Klimawandel erfordert eine nachhaltigere geldpolitische Strategie, die die EZB bereits verfolgt.

 

Zusätzlich stehen Reformen im geldpolitischen Rahmen auf der Agenda. Langfristig liegt es jedoch an den nationalen Regierungen, mit Wirtschafts- und Finanzpolitik die strukturellen Rahmenbedingungen zu verbessern. Die Geldpolitik kann Stabilität fördern, jedoch keine grundlegenden strukturellen Probleme einzelner Länder lösen. Reformen in den Bereichen Bildung, Innovation und Investitionen sind entscheidend für nachhaltiges Wachstum.

 

Zusammenfassend wird die Geldpolitik 2024/25 davon geprägt sein, Inflation und wirtschaftliche Stabilität in Einklang zu bringen. Die EZB verfolgt dabei einen flexiblen Ansatz und setzt gezielte Maßnahmen ein, um die wirtschaftliche Erholung zu fördern, ohne die Preisstabilität zu gefährden. Wie sich die Geldpolitik weiterentwickeln wird, hängt entscheidend von globalen ökonomischen Trends, geopolitischen Faktoren und fiskalpolitischen Entscheidungen der Eurostaaten ab.

 

Nils Preller und Leander Weggenmann

FW 12B

geschrieben am 13.03.2025